Expose to the right
nach dem gleichnamigen Artikel von Michael Reichmann
(http://luminous-landscape.com/tutorials/expose-right.shtml)




Das Bildrauschen digitaler Kameras wird hauptsächlich in den dunklen Bildteilen sichtbar, bzw. bei langen Belichtungszeiten, oder einfach gesagt, immer dann, wenn wenig Licht auf den Sensor trifft. Enstehen dagegen die Bilder bei heller Beleuchtung, hat das Rauschen eigentlich eine mehr untergeordnete Bedeutung. Bei einem "normalen" Bild haben wir also helle relativ rauscharme Bildstellen und dunkle relativ stark verrauschte. Dieser Effekt wird um so stärker, je höher die gewählte Empfindlichkeit ist. Es macht also durchaus Sinn zu versuchen, das Bild ein wenig zu "pushen", d.h. die Belichtung so zu verschieben, daß die Schatten mehr Licht erhalten und tonwertmäßig in rauschärmeren Gefilden landen. Selbstverständlich muß man dabei aufpassen, daß die Lichter nicht "ausbrennen", also keine Zeichnung mehr haben1). Dabei ist eine Histogramm-Funktion sehr hilfreich, man kann sofort erkennen, wie viel Platz man noch nach rechts bis zum Rand hat. Dort befindet sich das reine Weiß (RGB 255,255,255), vor dem das "Tonwertgebirge" tunlichst enden sollte. Alternativ gibt es auch oft eine Clipping-Anzeige, bei der die überbelichteten Stellen blinken. Spitzlichter oder freizustellende Hintergründe dürfen blinken, aber in den bildwichtigen Teilen sollte man das vermeiden.

Als Beispiel dienen mir hier zwei Versionen einer Aufnahme (Fig. 1) im RAW-Format2): Die eine wurde standardmäßig per Programmautomatik und Matrix-Belichtungsmessung aufgenommen, die andere wurde um eine Belichtungstufe (+1 LW) mehr belichtet. Das habe ich per Histogramm wie oben beschrieben überwacht. Anschließend wurden die Bilder konvertiert und dabei die Tonwerte korrigiert. Eine weitere Bearbeitung, wie Schärfung oder Entrauschung fand nicht statt.


Fig. 1

 

ohne Belichtungskorrektur

Belichtungskorrektur +1 LW



Hist. 1

Hist. 2
   

#1, Fig. 2

#1, Fig. 3
   

#2, Fig. 4

#2, Fig. 5
   

#3, Fig. 6

#3, Fig. 7

Zuerst sind die beiden Histogramme der Originalaufnahmen dargestellt (Hist. 1 und 2). Klar erkennbar ist die bessere Ausnutzung des Dynamikbereiches und bemerkenswert der geringe Unterschied in der Position der dunklen Tonwerte, oder vielmehr die daraus resultierenden deutlich sichtbaren Unterschiede im Bild:

Das starke Rauschen und der Zeichnungsverlust in den Schatten (Fig. 2) ist deutlich verbessert worden (Fig. 3);

das ebenfalls starke Rauschen in den Mitteltönen (Fig. 4) ist quasi nicht mehr vorhanden (Fig. 5)

und auch das vernachlässigbare Rauschen in den Lichtern (Fig. 6) hat sich weiter verbessert (Fig. 7).



1) Nicht zu verwechseln mit den Spitzlichtern, also den hellsten Bildstellen wie Reflektionen oder Lichtquellen, die haben per Definition keine Zeichnung und sind rein weiß. [ back ]

2) Entstanden mit einer Nikon D100 mit ED AF-S 80-200mm 1:2.8D. ISO 800, f/6.3, 1/160s, EV 0 und EV +1, konvertiert mit Adobe Camera RAW.[ back ]